Liebe Freundinnen und Freunde der Kirchengemeinde Curau,

es sind ungewöhnliche und schwere Zeiten, die wir durchmachen. Einige sind jetzt schon gesundheitlich betroffen oder in Angst davor. Andere wiederum spüren, dass sie an den Rand der wirtschaftlichen Existenz kommen. Wer die Liveticker im Internet verfolgt, wird innerhalb von wenigen Minuten mit neuen Entwicklungen, Zahlen, Absagen und Einschränkungen konfrontiert. Dunkle Wolken ziehen auf – nicht nur über unserem Land, sondern über der ganzen Welt. Wen man auch trifft (oder besser: anruft), es gibt nur noch das eine Thema: Corona!
Es fällt nicht leicht in diesen Zeiten, den Kopf hoch zu halten und zuversichtlich nach vorne zu schauen. Auch im Glauben Trost zu finden, scheint schwierig, wo doch all unsere Versammlungen abgesagt sind. Das Evangelium dringt nicht mehr zu uns durch und der Kummer scheint übermächtig. Manche wenden sich in dieser Zeit vielleicht auch von Gott ab, weil sie auf Wunder warten und bisher enttäuscht wurden.

Es ist jedoch ein Irrtum zu glauben, wir bräuchten wieder unseren geregelten Alltag, um Gott nahe zu sein und Trost im Glauben zu finden. Nüchtern betrachtet waren es sogar oft die Zeiten großer Bedrängnis, in denen Menschen Gottes Nähe gespürt und neue Kraft gewonnen haben. In solchen Zeiten sind auch die Texte des Neuen Testaments entstanden. Zum Beispiel der 2. Timotheusbrief. Dort heißt es im 1. Kapitel:

“Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.”

Das ist ein gutes Motto auch für diese Krise!
Dass wir umeinander besorgt sind, das wir die Gefahr ernst nehmen und uns an die Verordnungen und Empfehlungen halten, ist geboten. Aber den Geist der Furcht hat Gott uns nicht gegeben. Dieser Geist treibt Menschen an, in Deutschland Massen an Klopapier und in den USA Waffen zu kaufen.
Der Geist Gottes aber treibt uns an, zuversichtlich zu sein und nach vorne zu schauen: Mit Kraft, mit Liebe und Besonnenheit. Das brauchen wir ganz besonders für die kommende Zeit:
Wir brauchen die Kraft, um unseren Dienst trotz aller Hindernisse weiter zu versehen: In der Familie, auf der Arbeit, im Haushalt und im Ehrenamt.
Wir brauchen die Liebe, die uns gebietet, einander noch stärker in den Blick zu nehmen. Lassen Sie uns genau darauf achten, welche Bekannten, Verwandten und Nachbarn unsere Hilfe brauchen! Ob es nun ein Anruf ist, ein Brief, oder das Angebot, Besorgungen zu erledigen: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, einander Liebe zu erweisen, ohne in den direkten, körperlichen Kontakt zu gehen.
Und wir brauchen auch die Besonnenheit, die Fähigkeit, Ruhe zu bewahren. Jeder von uns muss in dieser Zeit Verzicht üben. Und das schmerzt! Aber vielleicht hilft es uns auch, noch einmal unsere Prioritäten zu überdenken: Was sind mir meine Hobbys, mein Geld, meine Reisen wirklich wert? Auch, wenn wir die Folgen unseres Handelns nie völlig werden überblicken können: Durch unsere Einschränkungen im Alltag haben wir die Möglichkeit, Leben zu retten! Das sollte uns Ansporn sein und uns helfen, so manche Unannehmlichkeit zu ertragen.

Wir als Kirche wollen auch weiterhin für Sie da sein. Als Pastor bin ich telefonisch und per Email für alle Anliegen und Sorgen erreichbar (04505-328) und werde die gewonnene Zeit nutzen, um ältere und einsame Menschen anzurufen, ihnen zuzuhören und möglicherweise Hilfe zu vermitteln. Auf Ebene des Kirchenkreises werden zudem Gottesdienste vorbereitet, die zu den Gottesdienstzeiten per Livestream im Internet zu sehen sein werden. Näheres erfahren Sie aus der Presse.

Ich möchte Sie alle herzlich bitten noch etwas zu tun, was vielen Menschen vielleicht fremd geworden ist: Beten Sie! Danken Sie Gott, wenn es Ihnen gut geht: Dafür, dass Sie gut versorgt sind und alles Lebensnotwendige haben. Dass Sie Menschen haben, die bei Ihnen sind und dass wir einen funktionierenden Staat mit einer hervorragenden medizinischen Versorgung haben.
Aber lassen Sie uns Gott auch in den Ohren liegen, dass er uns beisteht! Dass er hilft und heilt und tröstet. Nicht nur die Erkrankten brauchen unsere Fürbitte, sondern auch die Menschen, die mit all ihrer Kraft dafür arbeiten, dass die Kranken wieder gesund werden: Zuallererst die Ärzt*innen und Pfleger*innen. Lassen Sie uns um Gottes Segen bitten für unsere Politiker*innen, die schwierige Entscheidungen treffen müssen, und auch für die Forscher*innen, die an Heilmitteln arbeiten. Das Gebet ist kein Ausdruck der Verzweiflung, sondern des Vertrauens und der Hoffnung.

Vor über drei Jahrtausenden hatte schon der alte König David diese Hoffnung und Zuversicht. Oft hatte er gefährliche Wege gehen müssen, zum Beispiel durch das ausgetrocknete Flussbett von Jerusalem nach Jericho. Immer wieder war es da zu Überfällen durch Wegelagerer gekommen. Mit Sorge hatte er in die Zukunft geschaut, wenn er eine solche Reise antreten musste. Aber seine Erfahrung ließ ihn in hohem Alter folgende Zeilen dichten:

“Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.” (Psalm 23,4)

Diese Worte und dieses Vertrauen haben seit über 3000 Jahren Menschen durch Höhen und Tiefen begleitet. Mögen Sie auch uns begleiten!

Seien Sie behütet und gesegnet und bleiben Sie gesund!

Ihr Pastor Florian Gottschalk

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